Nach langer Pause
- In eigener Sache: Wie weiter mit meiner Arbeit und meiner Homepage?
Meine letzte Homepageaktualisierung ist im Dezember 2024 erfolgt. Ich wollte fortan vornehmlich Literarisches schreiben. Das lässt sich nicht so planen wie bei wissenschaftlichen Texten. Ich habe mit einem unbestimmten, voraussichtlich langen Zeitraum bis zur nächsten Aktualisierung dieser Seiten gerechnet. Dann ist alles sehr anders verlaufen, als ich mir das gedacht hatte. An meinem nächsten literarischen Projekt, einer längeren Erzählung, für die ich mir über 2025 hinaus viel Zeit nehmen wollte, habe ich kaum gearbeitet. Es gibt gerade mal einen halbwegs brauchbaren Plot sowie ein paar noch unzureichende kleinere „Bausteine“.
Die dramatischen Krisen und Krisendrohungen, die sich weiter und höher vor uns auftürmen, haben den Sozialwissenschaftler in mir herausgefordert. Doch bin ich aus dem Geschäft des Wissenschaftsbetriebs so ziemlich heraus. Wer meine letzten Plots gelesen hat, weiß, dass ich mich seit ziemlich genau zwei Jahren dazu entschlossen habe, mich nicht mehr in wissenschaftlichen oder politischen Zeitschriften mit eigenen Beiträgen zu Wort zu melden. Dennoch habe ich nun noch einmal vornehmlich politische Essays geschrieben, hie und da stärker philosophisch unterlegt. Im ersten Quartal 2025 sind vier Essays zusammen gekommen. Aber schon seit meinem zuvor letzten politischen Essay Nach den jüngsten Wahlen: Ökosoziale Transformationserfordernisse, Transformationsmentalitäten und Selbstblockaden vom Dezember 2024 habe ich darüber nachgedacht, ob meine Homepage eigentlich der richtige Ort für deren Veröffentlichung ist
Die Zeitabstände zwischen deren Aktualisierungen sind groß, und die Ereignisse, auf die ich mit meinen Texten gelegentlich recht spontan reagiere, überschlagen sich geradezu. Mit meinem im November 2024 eingestellten Essay bin ich im Bemühen um eine möglichst nüchterne Analyse der aktuellen Ereignisse zu optimistisch gewesen. Noch keinen Monat nach Donald Trumps Amtsübernahme wurde erkennbar, dass sein Make Amarica great again offenbar für ihn bedeutet, alles kurz und klein zuschlagen, was nicht eindeutig und ohne jeden Zweifel diesem Zweck dienlich ist. So Hilmar Klute am 15./16. 02. in der Süddeutschen Zeitung Das trifft nicht nur innenpolitisch zu, wo Trump und Elon Musk in rasantem Tempo daran gegangen sind, die institutionelle Ordnung der amerikanischen Demokratie zu zerstören. Auch außenpolitisch erleben wir Erschütterungen der gewohnten alten (Un)Ordnung.
Ich will jetzt meinem literarischen Schreiben zurückkehren. Auch habe ich inzwischen kein wirkliches Interesse mehr daran, mich via Internet (Linkedin) weiter zu vernetzen. Was mich aber sehr interessiert ist, wie die Besucher meiner Homepage und deren Veränderung wahrnehmen. Was halten sie von der zunehmenden Mischung von wissenschaftlichen und politischen Texten hin zu philosophischen und literarischen – inzwischen vermehrt in der Form des Essays? Können sie mit der in den letzten Jahren vermehrten Einstellung ganzer Buchmanuskripte etwas anfangen usw.? Es gibt auf meiner Homepage am Schluss meiner Angaben Zur Person ja die Rubrik Kontakt. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich dort Antworten zu den Fragen erhielte, die ich eben aufgelistet habe.
Zunächst also doch wieder zweigleisig gefahren
In ziemlich kurzer Zeit habe ich im Januar und Februar dieses Jahres also drei neue Essays geschrieben. Ein vierter ist Ende März hinzugekommen, ein weiterer Anfang Juni. Alle sind spontan entstanden. Der „Zettelkasten“ auf meiner Festplatte hat es möglich gemacht, alle rasch zu schreiben. Dennoch habe mich damit selbst überrascht. Zunächst sollten die Texte mir dazu verhelfen, klarer zu verstehen, was da geschieht. Dann schienen die ersten vier Essays, zusammen mit dem vom Dezember 2024 und zwei weiteren aus der Mitte des gleichen Jahres für eine Veröffentlichung in einem Verlag geeignet. Zu meiner Überraschung hatte ich nach einer Woche ein erstes Angebot. Reaktionen anderer Verlage warte ich noch ab. Das Buch
- Zeitenwenden und der Furor vermeintlich grenzenloser Macht
wird also voraussichtlich gedruckt. Meine sechs politisch-philosophischen Essays zusammen mit einem . In allen geht es um die aktuellen Herausforderungen der Zeit. Auf meine Homepage kommen sie aber zunächst nicht.
Einen anderen Essay aus dem Jahr 2022 habe ich außerdem neu ‚ausgegraben‘.
- Die Politik der Rackets. Reflexionen aus Anlass des Buches von Kai Lindemann
habe ich seinerzeit geschrieben und einer Zeitschrift angeboten, um Werbung für dieses ausgesprochen lesenswerte Buch zu machen. Heute, da die zweite Präsidentschaft Donald Trumps zum Geschäftsdmodell Weißes Haus wird (SZ 31.05.) zieht es zu Recht größere Aufmerksamkeit auf sich. Also veröffentliche ich nun auch meinen damaligen Aufsatz.
Mitte Mai brauchte ich dann kurze schöpferische Pause. In meinem Ferienhaus stieß ich gänzlich zufällig auf die 1978 erschienenen Gespräche mit Herbert Marcuse. Rückblick auf die Frankfurter Schule und Ausblick nach dem Ende der ‚wilden Siebziger Jahre‘. Ich las das Buch. Der Kontrast zu einem anderen, kurz zuvor gelesenen Buchmanuskript eines früheren Kollegen zu einer anderen Denkrichtung, der Philosophischen Anthropologie, gab mir den Impuls zum nächsten Essay.
- Den Glanz der Welt genießen und gegen ihr Elend revoltieren - das können wir alle, denn sie liegt offen vor uns
Diesen Essay habe ich nun auf meiner Homepage eingestellt. Man könnte sagen, dass ich darin gewissermaßen auf einer Metaebene Fragen aus den eben angesprochenen Essays reflektiere. Zugleich geht es darum, auf welchen Wegen ich zu den Denkrichtungen gelangt bin, die für meinen heutigen Blick auf unsere Zeit herausgehoben wichtig sind – und was mich dazu veranlasst hat, über grundlegende Fundamente meiner eigenen wissenschaftlichen Arbeit immer wieder nachzudenken.
Unter dem Titel
- In beunruhigender und unheimlicher Zeit
habe ich vor etwa sechs Jahren einen Essay geschrieben, der dann – trotz einiger positiver Feedbacks von guten Freunden – nie den Weg auf meine Homepage gefunden hat. Ich habe ihn nun mit einigen weiteren Essays aus den letzten fünf Jahren zusammengestellt. Der Band als ist so etwas wie eine wissenschaftliche Flankierung zu Erzählungen, die ich im Jahr 2024 geschrieben habe. Unter de Titel
- Dass es kein Ende nimmt
umfasst er sechs Erzählungen. Ich habe sie essayistisch eingeleitet und mit einem Essay abgeschlossenen. Hier gestalte ich, vornehmlich im Blick zurück, literarisch Erfahrungen, die man seit 1968 in Deutschland machen konnte oder auch heute noch machen kann. Mein Versuch, dafür einen etwas größeren Verlag zu finden, ist, nicht überraschend, zunächst nicht erfolgreich gewesen. Also steht das Buch vorerst auf meiner Homepage. Die Strategie ist eben immer auch die Kunst der Aushilfen.
Ich habe mein literarisches Schreiben nie von deren möglichst erfolgreicher Veröffentlichung her gesehen, Das Schreiben ist für mich vielmehr, in den Worten von Christa Wolf, ein Vorgang, der das Leben unaufhörlich begleitet, es mitbestimmt, zu deuten versucht; als Möglichkeit, intensiver in der Welt zu sein, als Steigerung und Konzentration von Denken, Sprechen Handeln. Das mag damit beginnen, dass man Tagebuch schreibt. Der Übergang zum literarischen Schreiben hat dann oft damit zu tun, dass einem seine Welt anstößig, die Realität alles andere als selbstverständlich wird. Man kann aber auch, wiederum mit Christa Wolf, sagen: Man muss schon ein bisschen crazy sein, um wirklich zu schreiben. – und wenn man das dann tut, wird man vielleicht bemerken, dass uns die Literatur den vielleicht am wenigsten verstellten Zugang zu unserer sozialen Wirklichkeit ermöglicht.
- Dennoch, vor allem literarisch weiterschreiben
Immerhin bin ich in den letzten Monaten wieder etwas stärker zum lyrischen Schreiben zurückgekehrt. Bei einem Lyrikwettbewerb habe ich zwar keinen Preis gewonnen, bin aber unter über 1700 Einsendungen doch unter die letzten 100 gelangt. Vier Gedichte habe ich in einem Sammelband unterbringen können. Etwas erweitert habe ich sie, zusammen mit ein, zwei weiteren Ende Mai, auf der ‚Lesebühne‘ der Deutschen Albert-Camus.-Gesellschaft in Aachen unter den Stichworten
- Revolte und Absurdität
präsentieren können. Die politisch-philosophischen Gedichte sind stark fokussiert auf das Denken des philosophischen Literaten Albert Camus. Zusammen mit einigen knappen Kommentaren stehen sie nun auf meiner Homepage.
Ich habe mich zunehmend auf das literarische Schreiben hin umorientiert. Solche Prozesse verlaufen nicht gradlinig. An meinen neuen Texten ist zudem gut zu erkennen, wie sehr bei mir meine weitere wissenschaftliche Arbeit, freies philosophisches Denken und literarisches Schreiben miteinander verknüpft sind. In dem Essay Den Glanz der Welt genießen und gegen ihr Elend revoltieren - das können wir alle, denn sie liegt offen vor uns habe ich das im Übrigen explizit zum Thema gemacht
Dem literarischen Schreiben - und meinem fortgeschrittenen Alter - entspricht es, dass ich zukünftige Arbeiten sehr viel lockerer plane als bislang. Es mag also eine ganze Weile dauern, ehe ich mich erneut auf meiner Homepage melden werde.
Helmut Martens